Finnland-Trip

Tallinn - Helsinki

Ende Februar, Anfang März haben Nina (eine deutsche Freiwillige aus Tallinn) und ich einen coolen Trip nach Finnland gemacht. Ursprünglich hatten wir vor, zu viert, mit einem Auto diese Reise anzutreten, aber kurz vorher kam es noch einmal zu mehreren Planänderungen, sodass Nina und ich an einem schönen Freitag Morgen um 4 Uhr uns eine Transportmöglichkeit zum Hafen suchten.

Die Fährenfahrt nach Helsinki war sehr angenehm, obwohl die einzige Sitzmöglichkeit, bei der man nichts kaufen musste, im Casino war. In Helsinki angekommen hatten wir noch einige Stunden Zeit, bis unser Zug fuhr, weshalb wir die Zeit nutzten, um während regem Schneefall die Stadt zu erkunden. Außerdem waren wir, aufgrund mangelnden Frühstücks, recht hungrig und genossen deshalb im Bahnhofsgebäude unsere erste Brezel seit 5 Monaten, möglich gemacht durch den lokalen Lidl.

Oulu

 

Oulu haben wir zwar nur im Dunkeln erkundet, gefiel uns aber als Stadt sehr gut. Es gibt einen netten, kleinen Bahnhof, ein paar autofreie Straßen in der Innenstadt, das Meer und Parks. Außerdem, war die Vermieterin unseres Air B&B sehr nett, und hat uns nachdem wir ein paar Sachen im Supermarkt abgeholt hatten von der Innenstadt abgeholt (und am nächsten Morgen auch wieder zum Bahnhof gefahren). Das Häuschen in dem wir übernachtet haben hatte eine Sauna, sodass wir dieser nach dem Abendessen noch einen Besuch abstatteten und zum Abkühlen eine Schneeballschlacht im Hof veranstalteten, wo der Schnee buchstäblich meterhoch zusammengeschoben war.

An unserem ersten Reisetag hatten wir den Eindruck, dass finnische Züge im Allgemeinen sehr pünktlich sind, weshalb wir uns nicht allzu große Sorgen machten am Samstag nur 10 Minuten Umsteigezeit vom Zug in den Bus zu haben. Aber natürlich kam unser Zug genau an diesem Tag eine halbe Stunde zu spät in Oulu an. Ein bisschen Verspätung konnte der Zug auf der Reise dann wieder herein fahren, trotzdem kamen wir ziemlich knapp in Oulu an und rannten nach guter deutscher Deutsche Bahn Erziehung zum Bus. Dabei wurden wir von ziemlich vielen Leuten schräg angeschaut, was sich später dadurch erklärte, dass der Busfahrer keinerlei Intentionen hatte pünktlich loszufahren, sondern in aller Ruhe wartete, bis auch der letzte Renter in aller Ruhe sein Gepäck verstaut, seine Fahrkarte registriert oder gekauft und seinen Sitzplatz gefunden hatte. Im Endeffekt hatten wir auch hier eine halbe Stunde Verspätung, was uns aber jetzt ziemlich egal war.

Tankavaara

Unsere nächste Übernachtungshütte lag in Tankavaara. Tankavaara liegt hoch oben in Lappland und besteht eigentlich nur aus den Hostels für Touris, einer Rezeption mit Restaurant und einem Museum, bei dem man im Sommer Gold schürfen kann. Wie wir an der Rezeption erfahren mussten, liegt selbst der nächste Supermarkt etwa 60km entfernt, weil der nächst nähere am Montag zuvor abgebrannt war. Das war ein bisschen doof, denn wir hatten nicht wirklich viel Essen mehr dabei, aber wir beschlossen, uns darüber erst später Gedanken zu machen und stattdessen die Gegend zu erkunden. Fast direkt neben unseren Hütten gab es einen Nationalpark, der gut beschilderte Wanderwege in unterschiedlicher Länge hatte. Um das wunderschöne Wetter und die sinkende Sonne zu genießen, stapften wir dem Weg hinterher, bei dem man am wenigsten im Schnee versank und bestaunten den Schnee, die Bäume und die Infotafeln, welche uns über die lokale Natur und den 2. Weltkrieg aufklärten.

Am nächsten Tag fühlten wir uns etwas abenteuerlicher und liehen uns von der Rezeption Schneeschuhe, mit denen wir und auf einen 6 km langen Rundweg begaben. Dieser Rundweg führte uns sogar über die Baumgrenze, die in Lappland schon bei etwa 400m zu liegen scheint, und wir konnten eine großartige Aussicht über die umliegende Landschaft genießen, die ausschließlich aus  Wald und zugefrorenen Seen bestand.

Die gleichen Schneeschuhe nutzten wir dann auch, um uns mitten in der Nacht auf „Nordlichtjagd“ zu begeben. Die Aussichten waren nicht so krass gut, aber besser als die Vorhersage in den darauffolgenden Tagen, weshalb wir uns mitten in der Nacht warm anzogen und nur mit Handytaschenlampe in den dunklen Nationalpark hinausstapften. In der Dunkelheit brauchte es fast eine Stunde, bis wir über die Baumgrenze kamen und dort war es dann ziemlich windig. Allerdings war es eine wunderbar klare Nacht, sodass wir die Sterne bestaunen konnten. Nach einigem in der Luft herumstarren sahen wir dann auch tatsächlich eine Aurora am Himmel. Leider war sie nicht sonderlich stark, sodass unsere Handykameras keine Chance hatten ein Bild davon zu machen, aber trotzdem hatte sich in diesem Moment schon die ganze Reise gelohnt, denn nun können wir für immer erzählen echte Nordlichter gesehen zu haben.

Rovaniemi

Unser nächster Stopp war Rovaniemi. Falls sich irgendjemand mal überlegt in Finnland, speziell in Lappland Urlaub zu machen, dann würde ich Rovaniemi definitiv nicht empfehlen. Der Ort hat an sich eigentlich nichts zu bieten, außer Touristenangebote an jeder Ecke, die Leuten alle möglichen Winteraktivitäten für Unsummen an Geld verkaufen möchten. Wenn man keine 150€ pro Person für eine einstündige Husky Tour ausgeben mag, dann kann man sich wie wir dazu entscheiden die Santa Claus Village anzuschauen, die etwa 8km außerhalb von Rovaniemi, auf dem Polarkreis liegt und überall damit wirbt „home of the real Santa Claus“ zu sein. Mit dem Bus kommt man eigentlich sehr gut hin und die Häuser und Touristenshops sind an sich auch sehr nett, aber auch dort gibt es nicht wirklich etwas zu tun, außer vielleicht sich in eine Schlange zu stellen und für 50€ einen alten weißen Mann in Kostüm zu sehen und mit ihm ein Foto zu machen.

Nachdem wir also an unserem ersten vollen Tag in Rovaniemi recht enttäuscht von der Kleinstadt waren, stellte sich uns die Frage, was wir denn an unserem zweiten Tag anfangen sollten. Viele Aktivitäten, wie eine Amethyst Mine oder Schlittschuhlaufen auf einem Waldweg, kamen nicht wirklich infrage, nicht nur, weil sie viel Geld kosteten, sondern auch, weil sie ohne Auto einfach nicht zu erreichen waren.
An der Rezeption hatten wir am Tag zuvor Fahrräder stehen sehen, sodass wir beschlossen uns wie echte Finnen zu verhalten und mit dem Rad über die schneebedeckten Wege in die Stadt und anschließend zu einem Wanderweg zu fahren. Dadurch, dass der Schnee auf den Wegen immer plattgewalzt war, funktionierte das Fahren an sich sehr gut. Allerdings stellten wir schnell fest, dass die Fahrräder nur so semi gut funktionierten. Nicht nur waren die Reifen schon lange nicht mehr aufgepumpt wurden und die Schaltung an einem der Räder unbrauchbar, sondern wir stellten an der ersten kleinen Senke fest, dass auch unsere Bremsen wenig bis gar nicht funktionierten. Glücklicherweise ist Rovaniemi ein sehr flacher Ort, sodass wir eigentlich ganz gut mit unseren Füßen als Hilfsbremsen durchkamen.
Der Wanderweg, den wir uns ausgesucht hatten war zwar nicht sehr professionell beschildert, aber wirklich sehr schön und man hatte echt eine super Aussicht.
Der Rückweg war eine viel größere Herausforderung. Nicht nur hatten wir unsere Supermarkteinkäufe zu schleppen, sondern es hatte auch zu schneien begonnen und der Neuschnee machte die Straßen viel anstrengender zu befahren. Das führte dazu, dass wir auf den 8km Zurückweg nur sehr langsam vorankamen und an einigen Stellen einfach zu schieben begannen, weil wir so k.o. waren. Nichts desto trotz war es ein sehr cooler Tag gewesen und Kartenspiele und Fertigpizza bestimmten unseren letzten gemeinsamen Abend in Finnland und waren ein angenehmer Abschluss.

Helsinki

Zum Ende der Reise habe ich noch einen halben Tag alleine in Helsinki verbracht, um mir die Stadt anzusehen. Da ich die größten Touristenattraktionen schon am Anfang mit Nina abgeklappert hatte, konnte ich jetzt zu Markthallen, kleineren Einkaufsstraßen und Parks gehen. Eigentlich wollte ich auch eine, in den Felsen gebaute Kirche anschauen, die Google mir vorgeschlagen hatte, aber da habe ich mich dann spontan dagegen entschieden, als sie 4€ Eintritt verlangen wollten. Insgesamt fand ich Helsinki recht schön, aber die Altstadt ist auf jeden Fall weniger cool als die in Tallinn und alles ist (in ganz Finnland) sehr, sehr viel teurer als in Estland.

Obwohl vieles anders gelaufen ist als geplant, hatte ich dennoch sehr, sehr viel Spaß und würde es auf jeden Fall nochmal machen!