Mai

Meine Beschwerden aus dem letzten Monat wurden offensichtlich wahrgenommen, denn im Prinzip ab ersten Mai fingen die Bäume an ein bisschen grün zu zeigen und es gab jetzt auch „natürliche“ Blumen wie Gänseblümchen und Löwenzahn. Dann fing plötzlich alles rapide an zu wachsen, was man hier an meiner Baumdokumentation sehr gut erkennen kann:

Hier kämen jetzt eigentlich ziemlich tolle Bilder von einem Baum vor meiner Arbeit, an dem ich jeden Tag vorbei laufe. Da aber mein Handy sich leider vor einer Woche entschieden hat einfach kaputt zu gehen (irgendwas mit der Batterie, habs nicht ganz verstanden, kann man aber nicht reparieren 🙁 ), habe ich nicht nur keinen Beweis mehr für meinen 10000 Schritte Durchschnitt, sondern auch sehr, sehr viele Bilder verloren! Alle Bilder von diesem Monat sind also von anderen Leuten aufgenommen worden. Deswegen auch Entschuldigung für die unterschiedlichen Bildformate!

Tartu Ende Mai (Symbolbild)

Gegen Ende Mai hatten wir eine regelrechte Hitzewelle! Es war glaube ich das erste Mal seit ich in Estland gelandet bin, dass wir die 20°C Marke geknackt haben und gefühlt die ganze Stadt saß am Fluss und auf den Wiesen und hat die Sonne genossen. Außerdem habe ich eine Theateraufführung auf Estnisch angeschaut, weil meine Theaterleiterin da mitspielte, war viel spazieren und habe im Sonnenschein am Fluss gelesen.

Arbeit

Auf Arbeit war vieles so wie immer, aber es gab auch einige kleinere Highlights, wie zum Beispiel, dass ich jetzt endlich genug Vertrauen in meine Kompetenz erworben habe, dass ich beim einkaufen die Lebensmittel scannen darf.

Da ich keine größeren Ideen hatte, was ich für Projekte anfangen könnte, bin ich einige Male rüber in die Nõva-Unit, Annas Arbeitsplatz. Nõva-Unit ist die coolste Unit in ganz Tartu, denn die meisten Clients leben in einem Einfamilienhaus mit riesigem Garten, inklusive Schuppen und kleinem Gewächshaus. Zur Verschönerung dieses Gartens hat Anna Projektgeld von EstYES (unserer Organisation) beantragt und davon Erde, Blumen und Farbe gekauft. Gemeinsam mit einigen Clients haben wir dann Löcher gegraben, Unkraut gejätet, den Schuppen mit Sandpapier abgeschmirgelt und frisch gestrichen und sonstige Gartenarbeit gemacht.

Am 31. Mai gab es dann doch noch etwas Spannendes auf Arbeit: Wir haben einen Ausflug in den Tallinner Zoo gemacht. Das Wetter war so mäßig, aber die Zoo Anlage an sich war sehr schön, mit vielen Pflanzen und Natur. Der ganze Zoo hat Emphasis auf Lehre und Information gelegt und es gab immer Anzeigen mit dem Bedrohtheitsstatus der jeweiligen Tiere, aber es war trotzdem weird einen einzelnen Eisbären dauernd in seinem Gehege hin und her stapfen zu sehen.

Ausflüge

Leider war der Mai Annas letzter Monat, sodass wir an unseren freien Tagen viele Ausflüge und Reisen gemacht haben. So waren wir zum Beispiel am Peipsi See, dem größten See Estlands, der auch nach Russland hineinreicht. Der See ist so groß, dass man nicht an das andere Ufer sehen kann und man sich fast wie am Meer vorkommt.
Ein weiterer Mini-Ausflug ging nach Setomaa, dem südlichen Teil Estlands, in dem die Volksgruppe der Seto lebt, welche ihre eigene Sprache/Dialekt haben. Dort waren wir in einem kleinen, aber sehr interessanten Museum und wollten eigentlich auch noch wandern gehen, aber leider war das Wetter zu schlecht. Stattdessen sind wir dann die berühmte Straße entlang gefahren, die and zwei kleinen Abschnitten durch Russland führt, sodass wir jetzt behaupten können in Russland gewesen zu sein.
Zwei Tage vor Annas Abreise aus Estland haben wir zusammen einen Ausflug in das nahe gelegene Elva gemacht, sind dort ein wenig gewandert und anschließend zu einem Kletterpark. Die flying fox über den See war leider noch gesperrt, trotzdem hatten wir viel Spaß und am nächsten Tag einen Muskelkater in den Armen.

Saaremaa

DER Meteroitenkrater

Die größte und coolste Reise war wohl aber die auf die Insel Saaremaa (wörtlich übersetzt: Inselland). Zusammen mit zwei weiteren Freiwilligen fuhren wir an einem Freitagabend mit der Fähre hinüber auf die Insel und dann weiter mit dem Auto zur Bezirkshauptstadt Kuresaare (im Deutschen google maps immernoch als Arensburg angezeigt).

Die Natur dort ist sehr, sehr hübsch, es gibt viele Wanderwege und wir haben uns so coole Sachen wie einen Meteroitenkrater, alte Windmühlen und eine Steilküste angeschaut. Unser Air B&B war ein hübsches, älteres Haus mitten in der Innenstadt (wenn man sie tatsächlich so nennen kann) und an einem Abend haben wir uns mit der in Kuresaare wohnenden Freiwilligen getroffen, die uns ein bisschen herumgeführt hat.

Türi Lillelaat

Am Wochenende darauf bin ich mit dem Bus nach Türi, der Frühlingshauptstadt Estlands, gefahren, um mir dort die Lillelaat, also die Blumenmesse, anzusehen. Das stand schon seit Oktober oder November auf meiner Bucket-list, deswegen konnte ich es kaum erwarten. Übernachtet habe ich dort bei einer Freiwilligen aus Deutschland, die in Türi im Prinzip den gleichen Job hat, wie ich in Tartu. Sie lebt etwas außerhalb in Säreväre (bester Name!) und hat direkt vor ihrem Zimmer ein Storchennest, in dem auch ein Storchenpaar ansässig ist. (Generell sieht man in Estland unglaublich viele Störche, es ist sehr cool!)
Türi an sich ist eine sehr ländliche Kleinstadt, mit vielen Einfamilienhäusern und Gärten vor so ziemlich jedem Haus.
Die Lillelaat an sich war sehr viel mehr als nur eine Blumenmesse. Neben Bäumen und Blumen gab es auch sehr viele Kleiderstände, Essensstände und sonstigen Krimskrams. In der Mitte waren Bierbänke und -tische aufgebaut, an denen man sich zum Essen hinsetzen konnte, und eine Bühne. Auf und vor dieser spielten das örtliche Orchester und estnische Bands. Das Highlight für mich war jedoch die Volkstanzgruppe aus Tallinn, die in traditionellen Klamotten eine Stunde alle möglichen, sehr energetischen Tänze zum Besten gegeben, was in der Sonne bestimmt nicht ganz einfach war.