Die erste Woche

[sorry, keine Bilder]

Arbeit

Zu meinem ersten richtigen Arbeitstag bin ich natürlich zu spät gekommen. Wegen des sonnigen und warmen Wetters wollte ich zur Arbeit laufen, musste dann aber feststellen, dass die Straße an einer wichtigen Stelle wegen Bauarbeiten gesperrt war.

Ich arbeite in einer Wohngemeinschaft („unit“), bei der insgesamt 10 Leute in 3 kleinen Wohnungen zusammenleben und die tagsüber von Betreuern begleitet werden. Die Wohnungen liegen in einem normalen Wohnhaus und viele der Wohnungen haben kleine Balkone. Einen Garten gibt es leider nicht, doch nur wenige Laufminuten entfernt sind ruhige Feldwege und sogar ein kleiner Wald.

In meiner ersten Woche als Volunteer habe ich erstmal nur viel beobachtet, mit Klienten und Betreuern geredet und mich einfach ein wenig eingelebt.
Generell arbeite ich 6 Stunden pro Tag and 5 Tagen die Woche. Meine freien Tage müssen allerdings nicht an den Wochenenden sein. Tatsächlich habe ich diesen Monat kein einziges Mal Sonntags frei. Ich denke aber, dass dies sogar von Vorteil sein kann, da viele Museen, das Schwimmbad, etc. unter der Woche weniger Eintritt verlangen.

Freizeit

Obwohl ich noch nicht lang genug hier bin um es richtig einschätzen zu können, war ich überrascht von den vielen Möglichkeiten die Tartu (eine Kleinstadt mit weniger als 100 000 Einwohnern!) zu bieten hat.

Im Moment gibt es kaum Einschränkungen wegen Corona. Überall finden Partys, Konzerte und Treffen wie in normalen Zeiten statt. Zwar wird bei Events und in Restaurant nach den 3G Regeln kontrolliert aber innerhalb von Veranstaltungen gibt es dann keine Maskenpflicht oder Abstandsgebote mehr. Auch in den Bussen und Shoppingcentern muss man zwar eine Maske tragen, aber teils sitzt die Hälfte des Busses ohne korrekt getragene Maske herum, ohne dass es jemanden zu stören scheint.

Die Innenstadt von Tartu ist klein, aber sehr schön und vielseitig. An einer einzigen Straßenkreuzung gibt es drei große Shopping Centren (die jeweils nur etwas kleiner als das Gerber sind), in der Altstadt findet man viele Cafes und Restaurants, sowie kleine unabhängige Läden. Am „toomemägi“ (ein kleiner Hügel direkt bei der Altstadt) stehen viele Universitätsgebäude in einem schönen Park verteilt und am „emajõgi“ („Mutterfluss“) kann man sich sowohl zum Lesen und entspannen auf Bänke setzen, als auch einen „nature trail“ am Fluss entlang joogen.

Außerdem gibt es noch eine recht große und vielseitige Auswahl an Museen, die ich allerdings noch nicht besucht habe.

Leute

In meiner ersten Woche haben meine Mitbewohnerin Anna und ich überraschend viele Leute zufällig kennengelernt. Darunter waren aber keine Estnen, die im Allgemeinen von anderen als introvertiert und zurückgezogen beschrieben werden, sondern insgesamt 6 Deutsche und noch einige aus anderen, meist europäischen, Ländern. (Einer der Studenten, die wir getroffen haben kam sogar aus Ludwigsburg.)

Generell gibt es hier sehr viele internationale Leute zu geben und gerade in der Nähe der Uni hört man mindestens so viel Englisch wie Estnisch.

Wohnen und Umgebung

Im Moment leben wir in einer Art Studentenwohnheim, in welchem meine Mitbewohnerin Anna und ich uns ein Zimmer teilen. In diesem Zimmer gibt es eine Küchenzeile und wir haben unser eigenes kleines Bad. Es ist klein, aber sauber und abgesehen von den Leuten im Nebenzimmer, die jede Nacht ab etwa 23 Uhr anfangen sich laut zu unterhalten auch recht angenehm.

In unserer Nachbarschaft gibt es viele nette Einfamilienhäuser mit kleinen Gärten, während es dort wo ich arbeite viele renovierte Plattenbauten und Neubauten mit Apartments gibt. Einzig die Altstadt hat ältere Steinhäuser, die größtenteils auch sehr gut erhalten/ wiederaufgebaut sind. Es gibt auch einige Ecken mit unrenovierten Plattenbauten und heruntergekommenen Wohnhäusern, so wie ich das verstanden habe werden viele von diesen aber (teils auch im Rahmen der Vorbereitung auf Tartu als europäische Kulturhauptstadt 2024) im Moment oder bald renoviert.

Sonstiges

  • Busse sind abgesehen von Fahrrädern und E-bikes das einzige öffentliche Verkehrsmittel in Tartu. Dafür gibt es viele Linien, die alle unter der Woche im 10-Minuten-Takt fahren. Am Wochenende muss man wenn man Pech hat allerdings bis zu 30 Minuten auf einen passenden Bus warten und zwischen 23 Uhr und 5 Uhr morgens scheint sowieso gar nichts zu fahren.
  • Das Internet: Mit mobilen Daten hat man eigentlich überall eine sehr gute Verbindung, um allerdings einen nationalen Mobilfunkvertrag abzuschließen muss man eine estnische ID-card haben, die wir allerdings erst noch bekommen. Die Wlan-Qualität in unserem Zimmer variiert stark je nach Tageszeit stark, was Youtube Videos schauen oder Videocalls machen teils recht kompliziert machen kann. Zur Not kann man sich aber in so gut wie jedes Cafe setzen, da es dort in der Regel eine stabile und kostenlose Wlan-Verbindung gibt.
  • Auffällig in den Supermärkten war für uns, dass viele der verpackten Lebensmittel auf Russisch oder manchmal auch Deutsch beschriftet sind und nur auf der Rückseite die Angaben mit einem estnischen Sticker überklebt wurden.